Das Storchenhaus
Das Storchenhaus wurde auch Storken- oder Stärkenhäusle genannt. Dasselbe lag im Altdorfer Wald an der Bahnlinie zwischen den Stationen Durlesbach und Mochenwangen, wenn man das Schussental abwärts fährt, links auf einer sanften Anhöhe.
Es war ein kleines, mit Stroh bedecktes Haus, mit nur einem Erdgeschoss. Vor dem Haus breitete sich eine große Wiese aus, rings von dem Wald schützend umgeben. Vermöge seiner Lage war es stets der Lieblingsaufenthalt der Vaganten und Gauner, ein wahrer Schlupfwinkel für alles Gesindel.
Es war zur Zeit, als sich die Rosenberger´sche Bande dort aufhielt, bewohnt von Xaver Feßler, einem gedienten Soldaten, welcher als Wiesenwässerer im Dienste des Fürsten von Waldburg – Wolfegg – Waldsee stand, ferner von dessen Ehefrau Maria – Anna, seiner Tochter Elisabeth und seinem Stiefsohn Anton Germann.
Es war eine unvermögende Familie, die damals nicht in schlechtem Rufe stand, später aber der Wilddieberei überführt wurde. Im November 1819 wurde nämlich anlässlich einer Streife auf Wilderer, welche sich im Altdorfer Wald gezeigt hatten, das Storchenhaus gründlich durchsucht und hierbei zwischen beiden Böden in der Scheune ein Gewehr mit zwei Pulverhörnern und einem Schrotbeutel, sowie faules Wildbret vorgefunden. Das Gewehr wollte Feßler gegen Holz eingetauscht haben. Nachforschungen ergaben aber, dass das Gewehr gegen einen erlegten Hirsch eingetauscht wurde.
Das Storchenhaus gehörte zur Gemeinde Gaisbeuren, Oberamts Waldsee. Dasselbe ist am Morgen des 24. Oktober 1882 abgebrannt, und wurde nicht wieder aufgebaut.
Mochenwangen im Oktober 1996
Fritz Füssel