Anton Rosenberger - der Schleiferstoni
Anton Rosenberger, genannt der " Schleiferstoni " weil er der Sohn eines Scheren - schleifers war, auch kurz " der Toni ", war gebürtig aus Bogenweiler, Oberamts Saulgau.
Zur Zeit seiner Verhaftung 22 Jahre alt, schon früh dem Vagantenleben anheim gefallen und auch schon wegen Diebstahls vorbestraft.
Rosenberger war groß, schlank und von äußerst kräftigem Körperbau, er war der stärkste von allen. Das Gesicht war blass und mit Blatternarben bedeckt. Die Augen grau, die Haare hell und weit ins Gesicht hereinhängend. Bewaffnet war er entweder mit einem Gewehr oder mit einer langen Pistole, die er in der Hosentasche trug. Außerdem führte er einen mit Nägeln beschlagenen Knotenstock.Durch geistige und körperliche Kraft seinen Genossen weit überlegen, war er ohne besondere Verabredung das Haupt der Bande. Überall schreibt er nämlich den Genossen die Regeln ihres Verhaltens vor, nach welchen sich die andern richten. Bald ist er nur mittelbar, bald direkt an den Handlungen beteiligt. Sein Machtanspruch gibt in streitigen Angelegenheiten stets die Entscheidung. Er ist neben seiner Umsicht und Entschlossenheit auch besonnen. Er will nie das Schlimmste, namentlich keinen Mord, Kirchen- oder Straßenraub, er will nur in die Häuser gehen um etwas zu holen. Zur Verteidigung ordnete er nur das absolut notwendige an. Man solle nur schießen, wenn es sein muss, und dann nur auf die Füße. Grausamkeiten wie sie bei der Veri`schen Bande vorkamen duldete er nicht, er beschenkte im Gegenteil oft die Beraubten wieder.Rosenberger wurde zusammen mit dem Fidele, der Veron und der Urschel von der bürgerlichen Ravensburger Streife in der Nacht zum 29. Mai 1819 im Storchenhaus auf dem Heuboden im Schlaf überrascht und festgenommen.
Im Bürgerturm zu Biberach wagte er mit seinen beiden Zellengenossen einen Ausbruch, der jedoch vereitelt wurde. Dem Untersuchungskommisär gestand er den Ausbruchsversuch unumwunden ein, indem er beifügte: Jeder Mensch liebt seine Freiheit. Bevor ihn die irdische Gerechtigkeit erreichte, wurde er von einem höheren Richter abgerufen. Er starb am 22. Februar 1820 an der Lungenschwindsucht. Er hatte den Keim der Krankheit schon in die Haft mitgebracht. Die Krankheit griff schnell um sich, und konnte trotz sorgfältiger, ärztlicher Behandlung nicht aufgehalten werden.
Sein trotziges Wesen hielt Rosenberger bis zum Tode bei, und alle Mühe des Untersuchungskommisärs ihn zu einem Geständnis zu bringen war fruchtlos. Als er ihn vor seinem Tode einmal fragte ob er denn gar kein Bedürfnis habe sein Gewissen durch ein Geständnis zu erleichtern, antwortete Rosenberger: Gewissen? Mein Gewissen ist wie ein Zehentstadel, der hinten und vorne ein Tor hat.
Mochenwangen im Oktober 1996
Fritz Füssel