Der junge Bregenzer Seppel

Joseph Lang, genannt der " junge Bregenzer Seppel" aus Vorkloster, Pfarrei Bregenz hatte das Diebeshandwerk bei seinem Vater, Joseph Lang, genannt der "alte Bregenzer Seppel" der eine Räuberbande leitete, gelernt. Er hatte drei jüngere Brüder und eine Schwester. Obwohl auch seine Brüder alle zum Verbrechen erzogen wurden, und dem Vaganten und Diebesleben anheim fielen, war nur er bei den Banden beteiligt. Dieser, der so genannte "junge Bregenzer Seppel" war noch sehr jung, als er in Gesellschaft der Gauner an vielen Verbrechen sich beteiligte. Er war nämlich bei seiner Verhaftung erst 17 Jahre alt. Das Beispiel und die Anleitung seines Vaters hatten bei ihm die reichlichsten Früchte getragen. Er war bei allen Diebstählen und Räubereien gewöhnlich der erste, der in die Häuser einstieg, nach eigener Angabe weil er von den andern genötigt worden sei. Es habe immer geheißen, er sei der kleinste und könne überall hinein.
Seinem Äusseren nach hatte der junge Seppel mit seinem Vater keine Ähnlichkeit. Er war schlank gewachsen, bartlos, hatte blaue Augen und reiche blonde Haare. Bewaffnet war er immer mit einem Stutzen. Am 29. Mai 1819 wurde die Bande am Storchenhaus von der bürgerlichen Streife aus Ravensburg überrascht und nur der Seppel wusste über die Schussen zu entfliehen, wobei ihm seine wunderbare Behendigkeit sehr zustatten kam. Es wurde mindestens 6 - 7 mal auf ihn gefeuert, ohne ihn aber zu treffen.
Der entsprungene Seppel trieb sich in den Oberämtern Leutkirch, Ravensburg und Wangen umher, wurde aber schon nach zwei Wochen am 15. Juni 1819 ebenfalls zur Haft gebracht, und nach Biberach transportiert. Er wusste dreimal seiner Verhaftung zu entrinnen und zwar immer dem gleichen Polizeidiener Käfer aus Kisslegg. Seppel konnte sich schwer in seine Lage schicken. Er befand sich stets in trüber Stimmung und zeigte sich beim Verhör höchst ungebärdigt. Er verlangte woanderst prozessiert zu werden, sonst gebe er gar nichts mehr an. Im Gefängnis halte er es nicht mehr aus, er verliere in diesem Loch seine Gesundheit. Diese harte Behandlung lasse er sich nicht mehr gefallen, er habe ja nicht gemordet.
Als seinen Klagen kein Gehör geschenkt wurde, zertrümmerte er den Wasserkrug und die Fensterscheiben. Hierführ erhielt er vom Kriminalsenat 15 Stockstreiche zudiktiert, welche ihm an zwei aufeinander folgenden Tagen verabreicht wurden.

Er wurde dann wegen Verbindung mit zwei Gaunerbanden und in Vereinigung mit diesen verübter, gefährlicher Körperverletzung, mehrere zum Teil schwerer Raubverbrechen, wiederholter durch Bewaffnung gefährlicher und sonst qualifizierter Diebstähle und Diebesversuche auf eine fünfundzwanzigjährige Zuchthausstrafe, auf eine der nächsten fünf Jahre am 16. Mai, als dem Jahrestag des von ihm verübten schwersten Raubverbrechens (des Raubes zu Brunstgraben ) zu vollziehende Züchtigung mit 20 Stockstreichen und auf Ausweisung aus dem Königreich nach erstandener Strafe unter Androhung empfindlicher Ahndung im Wiederbetretungsfall.

Am 03. April 1827 starb der junge "Bregenzer Seppel" an Brustwassersucht im Zuchthaus.

Mochenwangen im Mai 2004
Fritz Füssel