Der einäugige Fidele
Fidels Sohn geb. in Witzigwenn bei Lindau, wegen Mangels seines linken Auges der "einäugige Fidele" genannt, war bei seiner Inhaftierung 26 Jahre alt. Er war der Sohn armer aber ehrlicher Eltern.Das erlernte Maurerhandwerk gab er auf weil es ihm zu dreckig war, das Zimmerhandwerk behagte ihm auch nicht. Er wurde Vagant und schließlich Verbrecher, wozu ihn aber die Not nicht getrieben hat. Sohm war bald ein unermüdlicher Dieb, aber ohne Mut und Entschlossenheit. Er stand immer Wache wenn irgendwas "geholt" wurde und war derjenige, der die Gelegenheit besonders erkannte und gewöhnlich den Anstoß zu den Verbrechen gab. Äußerlich war Sohm mittlerer Größe, von schlankem Wuchs und kräftigen Körperbau. Sein blondes Haar war über die Stirn gescheitelt und hing in langen, dicken Locken ins Gesicht hinein. Er hatte ein volles, blühendes Angesicht und Zähne wie Elfenbein. Als Waffe bediente er sich einer kleinen, messingbeschlagenen Pistole, eines silberbeschlagenen Besteckmessers und eines am unteren Ende mit Blei ausgegossenen Birkenstocks. Er war nacheinander Mitglied in der Bande des Josef Lang, genannt der alte "Bregenzer Seppel ", des Xaver Hohenleiter, genannt
"der schwarze Veri", und des Anton Rosenberger, dem "Schleiferstoni" . Auch er wurde in der Nähe des Storchenhauses gefangengenommen und landete wie die anderen Gauner im Gefängnis in Biberach. Durch eine List konnte er fliehen, wurde aber in seinem Versteck entdeckt, kräftig durchgeprügelt und wieder eingeliefert.Bei seiner Verurteilung erhielt er wegen Verbindung mit drei Gaunerbanden und in Verbindung mit denselben wegen verübter gefährlicher Körperverletzung, mehrerer zum Teil sehr schwerer Raubverbrechen, sowie mehrerer durch Bewaffnung gefährlicher und größtenteils durch Einbrechen oder Einsteigen qualifizierter, im rechtlichen Sinne wiederholter Diebstähle und Diebstahlsversuche eine lebenslängliche Zuchthausstrafe, und sechs Jahre lang jährlich eine Züchtigung von 25 Stockstreichen.
Mochenwangen im Nov. 2002
Fritz Füssel